Kreativität ist ein sensibles Pflänzchen. Schon kleine Unachtsamkeiten bringen es zum Verblühen. Welche das sind, erfährst du hier.
Kreativität ist nichts besonderes
Es gibt Menschen, die behaupten, sie hätten regelrechte kreative Schübe, während sie sich in Menschenmengen bewegen oder sich laute Heavy-Metal-Scheiben anhören. Das sind zwar Extremfälle, aber generell ist es eine erprobte Methode, sich Dingen auszusetzen, denen man sich nicht regelmäßig aussetzt, um die kreativen Gedanken in den Fluss zu bekommen.
Immerhin ist Kreativität nichts anderes als ein Teil unseres Denkens. Nur möchtest du dich dabei eher nicht gedanklich mit dem Abendessen beschäftigen, sondern etwas neues ersinnen, eine Idee haben. Im Grunde sind das lediglich Details, denn Denken ist erst einmal Denken.
Insofern geht es bei der Kreativität also primär darum, sich eine Situation zu schaffen, in der strukturiertes Denken möglich ist. Dass das zu individuell verschiedenen Ergebnissen führen kann, liegt auf der Hand. Insofern gibt es nicht den Masterplan für mehr Kreativität im Alltag. Viele Wege führen hier nach Rom – du musst deinen eigenen finden.
Was wir allerdings wissen, ist, dass es Dinge gibt, die ganz generell weit mehr Schaden als Nutzen hervorrufen können. Diese gilt es zu vermeiden, zu mindern oder auf andere Weise zu verändern. Denn, wie bereits erwähnt, das Klima muss schon stimmen: Palmen gedeihen nicht umsonst so schlecht in Berlin.
Um diese Dinge soll es heute gehen. Verwechsele das Thema aber nicht mit Kreativitätstechniken, von denen es bekanntlich eine große Vielfalt gibt. Denn es ist natürlich keine Kreativitätstechnik, wenn du einfach etwas vermeidest oder verminderst oder veränderst, was deine Gedanken am freien Fließen hindert.
Social Media
Machen wir uns nichts vor: Social Media gehört heutzutage zu den Feinden der Kreativität. Das liegt nicht an den Plattformen als solchen, sondern an der Tatsache, dass sie dich ständig aus dem Takt bringen. Sie machen sich durch permanentes Vibrieren, Klingeln und Aufpoppen bemerkbar – eine tiefere Konzentration, die wir gerne als Flow bezeichnen, ist so schlicht nicht zu erreichen.
Wenn du dich wirklich konzentrieren willst – und nur so kann strukturiertes, zielgerichtetes Denken funktionieren –, dann musst du Facebook, Twitter, Instagram, Pinterest, Xing, Whatsapp, Telegram und Line abschalten. Das Smartphone stellst du mindestens auf lautlos, am besten machst du es aus. Die sozialen Medien schaltest du auf stumm. Dazu gibt es sogar Tools, falls du zu schwach für die Selbsthilfe bist. Für den großen Rundumschlag könntest du Freedom verwenden, etwas milder wirkt die Chrome-Erweiterung Stayfocusd.
Kolleginnen und Kollegen
Wenn ich auf kreative oder andere zielgerichtete Gedanken hoffe, oder – besser gesagt – angewiesen bin, dann setze ich mir einen unübersehbaren Kopfhörer auf und reagiere fortan nicht mehr auf die Ansprache durch die lieben Kolleginnen und Kollegen. Ähnlich wie die sozialen Medien bringen sie dich zwar nicht um den Verstand, aber sicher um die erforderliche Konzentration.
Schlafmangel
Jeder kennt einen Helden, der stolz von sich behauptet, mit fünf Stunden Schlaf pro Nacht auszukommen und dabei voll leistungsfähig zu sein. Sicherlich, manche Personen haben immer mal ihre manischen Phasen und kommen dann tatsächlich mit weniger Schlaf aus – das kann dir jeder Mediziner erklären. Auf Dauer funktioniert das allerdings auf keinen Fall, auch nicht bei den Manikern.
Gerade das Thema Schlaf ist inzwischen soweit erforscht, dass es vollkommen unstreitig ist, mindestens sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht zu empfehlen, um voll leistungsfähig zu sein. Dabei ist auch die sogenannte Schlafhygiene wichtig. Die Besagt auch, dass du deine Schlafphasen möglichst identisch anlegen solltest und nicht mal zu dieser oder jener Uhrzeit in die Federn rein- oder rausschlüpfst.
Bedenke, dass Kreativität eine Spitzenleistung ist, also eine gedankliche Leistung, die weit über die Frage, was du dir heute bei Pizza Luigi ums Eck bestellen wirst, hinaus geht. Es ist ein bisschen wie im Sport. Erschöpft bringst du da auch keine Höchstleistung.
Alltag
Wenn dein Alltag gleichförmig abläuft und vollkommen vorhersehbar wird, baut sich dein kreativer Muskel ab. Er wird ja nicht benötigt. Ähnlich wie sich dein Bizeps ohne regelmäßiges Training in der Muckibude in die falsche Richtung entwickelt, geht es deiner Kreativität auch.
Wenn dein Alltag also so richtig stinklangweilig ist, dann musst du ein Trainingsumfeld für deine Kreativität schaffen. Du siehst: Auch unter diesem Aspekt ist Kreativität durchaus mit Sport vergleichbar. An dieser Stelle kommen einerseits Kreativitätstechniken ins Spiel, andererseits kannst du ohne besondere Techniken ebenso Schwung in deinen Alltag bringen.
Bleib nicht im Büro sitzen, wenn du Pause hast. Geh nicht immer die gleiche Runde am Mittag. Geh irgendwohin, wo du normalerweise nicht hingehen würdest. Wenn du darfst, verlagere doch gleich mal deinen kompletten Arbeitsplatz woanders hin. Manch einer schwört auf Cafés, andere arbeiten gerne im Stadtpark. Egal wie, brich die Gleichförmigkeit deines Alltags auf.
Angst
Selbst, wenn du vielleicht noch nichts von einer Angststörung weißt, von der du eventuell betroffen sein könntest, solltest du auf deine Ängste achten. Denn Angst ist ein überaus effektiver Kreativitätskiller. Das gilt für jede Form von Angst, aber besonders für die Angst vor dem Scheitern, die jeder von uns sehr gut kennt.
Die Angst vor dem Scheitern – bei Künstlern als Lampenfieber und unabdingbare Voraussetzung für Bühnenerfolg gefürchtet und gelobt – kennst du seit deinen Schultagen. Herkömmlich versuchst du, durch den Aufbau des entsprechenden Knowhows so gut in deinem Bereich zu werden, dass ein Scheitern verhältnismäßig unwahrscheinlich wird. Das ist gut so.
Dennoch wird die Angst immer wieder zu manchen Zeitpunkten zurückkehren, um deine Zuversicht zu untergraben. In diesen Fällen solltest du die Angst zunächst als solche annehmen und dich bei ihr dafür bedanken, dass sie dich vor möglichen Schäden warnen und schützen will. Mach ihr aber dann mit Bestimmtheit und unter Verwendung vernünftiger Argumente klar, warum dein Scheitern quasi unmöglich ist. Du darfst dazu ruhig ein Selbstgespräch führen. Die Angst einfach zu unterdrücken, ist nicht empfehlenswert – meistens wird sie dadurch nur stärker.
Der fiese Kollege der Angst ist das Ego, das versucht, deine Gedanken zu beherrschen. Egal, ob es dir einreden will, dass du zur Erfolglosigkeit verdammt bist oder ob es dich die ganze Zeit in den höchsten Tönen lobt: glaube ihm nicht, denn beide Extreme sind schädlich.
Bist du zu selbstkritisch, wirst du keinen kreativen Gedanken fassen können. Bist du zu überheblich, wird dich die Realität schnell auf den Boden der Tatsachen zurückholen. In beiden Fällen endet das Spiel mit einer negativen Erfahrung.
Negative Gedanken
Kreativität kann immer nur da gedeihen, wo positives Denken möglich ist. Immerhin kannst du kein positives Gedankenergebnis als Produkt eines negativen Denkens erwarten. Wenn dich also negative Gedanken im Griff haben – egal ob Angst, Ärger über Kollegen, Chefs, Familie, Freunde, oder Neid wegen Meiers neuem Auto –, lass sie fahren.
Nicht, weil du besonders überzeugt davon wärst, dass sie überflüssig sind (was sie natürlich tatsächlich sind), sondern weil du sonst nicht kreativ sein kannst.
Übrigens gehört in diese Kategorie auch der Gedanke daran, wie beschissen doch dein Job ist. Über kurz oder lang erreicht dieser Gedanke jeden, also machen wir uns nichts vor. In den meisten Fällen ist dieser Gedanke jedoch schlicht eine viel zu pauschale gedankliche Reaktion auf einzelne Umstände, die uns gerade wahnsinnig zu machen scheinen.
Wenn also dieser Gedanke aufkommt, dann nimm ihn wahr und versuche ihn zu verifizieren. Was genau steckt dahinter? Warum denkst du gerade jetzt daran? Meist wirst du feststellen, dass dein Gehirn aus einer Mücke einen Elefanten macht, denn die Gedanken sind bekanntlich frei. Sobald dir das klar ist, kannst du die Luft aus deinem gedanklichen Gummielefanten lassen.
Natürlich gibt es in jedem Job Dinge, die tatsächlich keinen Spaß machen. Ich kenne einen Handsammler, also einen Menschen, der mit der Zange und einem Eimer bewaffnet durch die Stadt läuft, um Müll aufzusammeln. Der liebt seinen Job. Er vergleicht ihn gerne mit dem Spiel „Pacman”. Tag für Tag versucht er das Level schneller abzuarbeiten als seine Kollegen. Er kann sich nichts besseres vorstellen.
Gut, das spricht jetzt eher gegen seine Vorstellungskraft, magst du einwenden. Tatsache ist aber, dass es dir wesentlich besser gehen würde, wenn du auch eine solche Einstellung gewinnen könntest.
Wiederholen wir es ruhig nochmal: Aus negativem Denken entsteht niemals ein positives Gedankenprodukt.
Negative Menschen
Vermeintliche Freunde, die es lediglich darauf abgesehen haben, sich bei jeder Gelegenheit mit dir zu messen, um dann festzustellen, dass sie sowieso das bessere Leben, den hübscheren Partner, das schnellere Auto, das höhere Einkommen haben, ziehen dich runter.
Was du brauchst, sind Menschen, die dich unterstützen, die dir ehrliches Feedback geben und dabei nur dein Fortkommen im Blick haben. Du erkennst sie daran, dass sie selbst Kritik immer nur positiv formulieren. Hast du zu viele von der falschen Sorte am Bein, wird sich nicht nur deine Kreativität schnell, aber immerhin als erstes, verabschieden.
Wenn die negativen Menschen vermeintlich nicht abzuschütteln sind, weil es sich etwa um den Chef oder Kollegen handelt, musst du im Extremfall eine Jobentscheidung treffen. Erstmal kannst du aber versuchen, durch gezieltes positives Denken und so wenig direkten Kontakt wie möglich eine entmilitarisierte Zone in deinem Kopf zu etablieren.
So hast du stets einen Puffer, der deine Kreativität vor unmittelbaren Schäden schützt.